Lifeguard dogs

Lifeguard dogs

Fellhelden

Von Petra Reski und Jan Windszus

Flach. Das is das Adjektiv, das am meisten gebraucht wird, wenn von der Oberen Adria die Rede ist. Caorles Unique Selling Point ist der 18 Kilometer lange Strand Levante, so seicht abfallend, dass man gefühlt Kilometer durchs Wasser waten muss, bis man endlich Schwimm­ tiefe erreicht. Ein Reiseveranstalter emp­ fiehlt Caorles Stadtstrand mit dem Satz: „Da es hier besonders flach ins Meer geht, werden vor allem Familien mit kleinen Kindern an diesem Strandbereich unbe­ schwerte Sommertage verbringen können, ohne sich zu sehr um die Jüngsten zu sor­ gen.“

Und genau das ist das Problem der Strände an der Oberen Adria: dass sie so harmlos daherkommen. Badewannen­ warm, glatt und flach. Wie gemacht für Nichtschwimmer und all jene, denen das Meer nicht geheuer ist. Die einfach nur dümpeln wollen, in der Gewissheit, den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Untiefen sind da nicht eingeplant, von gefährlichen Strömungen ganz zu schwei­ gen. Im Juni ertrank an Caorles flachem Ponente­Strand im Westen ein 70­jähriger Österreicher nahe der Uferlinie, und am selben Tag wäre eine 83­jährige Deutsche hier ebenfalls fast ertrunken.

Wäre an Caorles Levante­Strand natür­ lich nicht passiert. Jedenfalls nicht am Wochenende, wenn die Wasserrettungs­ hunde hier patrouillieren. Wobei von pa­ trouillieren in diesem Moment noch keine Rede ist. Es ist früh am Morgen, der Sand ist frisch geharkt und unberührt, als die Hundestaffel der italienischen Rettungs­ hundeschule, der Scuola Italiana Cani Sal­ vataggio, kurz SICS, Sektion Veneto und Emilia­Romagna, ihr Lager am Strand von Caorle aufschlägt. In Form eines weißen Faltpavillons neben dem Rettungsturm Nummer 11.

Heute sind Ada und Kira im Einsatz. Ada ist ein cremeweißer Golden Retriever, Kira ein cremeweißer Labrador. Sie dösen noch in ihren Transportkäfigen. Erst wenn ihnen die roten Schwimmwesten mit Halteschlaufen und Abseilösen angelegt werden, kurz „die Rüstung“ genannt, be­ trachten sie sich im Dienst, der morgens um halb zehn beginnt und um halb sieben abends endet.

Seit zehn Jahren ist die Hundestaffel von Juni bis September am freien Strand im Osten von Caorle ehrenamtlich im Einsatz, an jenem Stück Meeressaum, das nicht parzelliert und besetzt ist von Strandliegen in abgezirkeltem Abstand, sondern all jenen freisteht, die hier ein Handtuch ausbreiten wollen. Gern auch mit Hund. Der allerdings an der Leine geführt werden muss. Was natürlich – wir befinden uns in Italien – nur selten befolgt wird. Und deshalb fühlen sich hier selbst wandelnde Wischmopps berufen, sich in sicherem Abstand vor dem Faltpavillon der Hundestaffel besinnungslos zu kläffen.

Was Kira und Ada nicht einmal das Heben eines Augenlids abringt. Wir haben es hier mit nichts Geringerem als einer Eliteeinsatztruppe zu tun, die keinen Blick auf diese zänkischen Bastarde verschwen­ det. Die italienische Schule für Wasser­ rettungshunde SICS ist europaweit, wenn nicht international, führend auf dem Ge­ biet der Ausbildung von Wasserrettungs­hunden und blickt auf gut 30 Jahre Ein­ satzerfahrung zurück. Wasserrettungs­ hunde haben in Italien mehr als 100 Men­ schen vor dem Ertrinken gerettet, da ver­ schwendet man keinen Blick auf Hünd­ chen, die unter Kontrollverlust leiden.

In Italien versehen 300 Hundestaffeln an vielen italienischen Stränden ihren Dienst. Es ist eine italienische Erfolgs­ geschichte, die dazu geführt hat, dass die italienische Schule sogar in Deutschland Wasserrettungshunde ausgebildet hat. Wie alles begonnen hat, kann man in dem Buch „Ich bin Mas“ nachlesen, in dem ein Neufundländer erklärt, wie man Men­ schen aus dem Wasser rettet. Ghostwriter des Hunds ist Ferruccio Pilenga, Präsident und Gründer der italienischen Schule für Wasserrettungshunde – der sich durch Sportpatentprüfungen für Neufundländer in Frankreich inspiriert fühlte, Techniken für die Wasserrettung durch Hunde aufzu­ bauen. 

Dies ist ein Auszug aus dem Text. Den ganzen Beitrag lesen Sie in mare No. 154.

Text: Petra Reski

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